Sam Suphy 1940

Forst- und Jagdhaus „Sam Suphy“

Das Jagdhaus wurde um 1905 von der Gemeinde Rocherath erbaut. Die damaligen Jagdpächter stammten aus dem Ruhrgebiet. Bis 1920 bewohnte ihr Jagdaufseher Paul Schulze dieses Haus, das damals „Forsthaus Weidmannsheil“ hieß. Es war ein fester Steinbau mit Obergeschoss und ausgebautem Speicher und hatte sieben Schlafzimmer für Jagdgäste. Nebenan waren Stallungen, eine Scheune und Garage.

Als Rocherath und seine Wälder 1920 belgisch wurden, wurde der Jagdvertrag aufgelöst und die Familie Schulze zog weg. Jetzt wurde das Haus die Dienstwohnung des belgischen Gemeindeförsters Wack. Es war das erste Haus in Rocherath, das an das Fernsprechnetz angeschlossen wurde, und führte die Nr. 1. Aus familiären Gründen bezog die Familie Wack um 1927 eine Wohnung im Dorf. Sie zogen ins Haus Réngertsjanne in Rocherath.

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1. Gründungszeit

In Bezug auf die Gründung der heute unter den Namen Krinkelt und Rocherath bekannten Ortschaften kann mit einiger Sicherheit behauptet werden, dass Krinkelt die ältere von beiden ist. Die Siedlungspioniere kamen aus dem Siedlungskern und Königshof Büllingen, der vermutlich im 6. Jahrhundert n. Chr. entstanden ist. Orte wie Krinkelt, deren Name auf „-elt“ bzw. „-feld“ endet, werden allgemein der fränkischen Siedlungsperiode des 7. und 8. Jh. zugerechnet, während Ortsbezeichnungen mit der Endung „-rath“ oft der Karolingerzeit, d.h. dem 9. und 10. Jh. n. Chr. entstammen.

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2. Eintritt in die Geschichte

Der älteste bis heute erhaltene Beweis der Existenz von Rocherath und Krinkelt ist die schriftliche Erwähnung der beiden Ortschaften in einem Feuerstättenverzeichnis aus dem Jahre 1501. Solche Verzeichnisse, die als Grundlage zur Steuererhebung dienten, listeten die Häuser mit einer Feuerstätte auf. Dies waren nämlich die Häuser, in denen gekocht, geheizt, gewohnt – also gelebt wurde. Damals zählte Rocherath 9 solcher Häuser und Krinkelt deren 12. Nur fünfzig Jahre später wurden bereits 19 Häuser für Rocherath und 24 für Krinkelt verzeichnet, d.h. die Bevölkerung hat sich in dieser Zeit etwa verdoppelt.

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3. Wechselnde Herrschaften

Im 18. Jahrhundert begann, nachdem Rocherath mit dem Herzogtum Luxemburg 150 Jahre lang zu den Spanischen Niederlanden gehört hatte, die Herrschaft durch die Österreicher (1713 bis 1792/94). Diese Jahre sind im Allgemeinen als friedvolle Zeit der wirtschaftlichen Blüte empfunden worden. Die Verwaltung wurde gestrafft und es wurde eine allgemeine Steuerpflicht eingeführt, die gleichzeitig mehr steuerliche Gerechtigkeit verschaffte. Trotzdem lebten unsere Vorfahren damals – an heutigen Maßstäben gemessen – in bitterer Armut.

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4. Existenznöte

Wirtschaftlich war das 19. Jahrhundert für die Eifeler Bevölkerung insbesondere durch einen allgemeinen Niedergang geprägt. Gleich in mehreren Jahren fiel die Ernte auf Grund des schlechten Wetters sehr karg aus. Ihren Höhepunkt fand diese Entwicklung in den Jahren 1882/83, als Dauerregen zu derartigen Missernten führte, dass 2/3 der Menschen in größte Armut gestürzt wurden. Diese Zeit wird in der Geschichtsforschung vielfach auch als „Eifelnotstand“ bezeichnet.

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5. Krieg und Vaterlandswechsel

Die Zeit des Aufschwungs sollte jedoch jäh enden, als der Erste Weltkrieg ausbrach. Zahlreiche Männer wurden zum Kriegsdienst eingezogen, 57 Rocherather und Krinkelter haben ihre Heimat nicht wiedergesehen. Die Zivilbevölkerung hatte unter Verknappung und Teuerung des Lebensnotwendigen zu leiden.

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6. Zwischen den Kriegen

Neben allen Problemen, die man mit dem neuen Vaterland hatte, gab es auch positive Entwicklungen für die Bevölkerung: Nachdem Rocherath seit 1933 mit Elektrizität versorgt wurde, konnte im Jahr 1936 endlich die erste Wasserleitung in Betrieb genommen werden. Zwar gab es schon vor 1914 entsprechende Pläne, doch erwies sich der Weg in die Moderne auf Grund des Krieges und diverser finanzieller Probleme als lang und steinig. Nun aber war auch Rocherath-Krinkelt endgültig im 20. Jahrhundert angekommen.

Politisch blieb die Zwischenkriegszeit eine schwierige Periode. Pro-deutsche und pro-belgische Organe und Vereinigungen warben um die Gunst der Bevölkerung. Auf Grund einer verfehlten Assimilierungspolitik der belgischen Behörden sowie der Tatsache, dass bei der Bevölkerung immer noch ein Zugehörigkeitsgefühl zu Deutschland vorhanden war, standen viele Rocherather dem Einmarsch deutscher Truppen am 10. Mai 1940 durchaus nicht ablehnend gegenüber.

7. Zweiter Weltkrieg – Ardennenoffensive

Am 18. Mai schließlich wurde das Gebiet Eupen-Malmedy per Führererlass „heim ins Reich“ geholt. Die Schergen der NSDAP zeigten nun ihr wahres Gesicht und sorgten dafür, dass auch der letzte Widerstand in der Bevölkerung gebrochen wurde. Trotzdem hat es auch in Rocherath-Krinkelt Sympathisanten gegeben und 53 Bewohner (eigentlich eine recht hohe Zahl) traten der Partei bei, davon einige gar der SA. Und da man sich mitten im Krieg mit halb Europa befand, wurden, wie im übrigen Reich auch, alle wehrfähigen Jahrgänge zwangsweise der Wehrmacht einverleibt, in deren Uniform 71 Soldaten aus Rocherath-Krinkelt den Tod fanden.

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8. Kriegsfolgen

Als die Evakuierten in ihr Heimatdorf zurückkehrten, stand kaum mehr ein Stein auf dem anderen. Rocherath lag zu 95 % in Schutt und Asche, Krinkelt zu 75 %. Zudem sind die beiden Ortschaften in den letzten Kriegsmonaten systematisch ausgeplündert worden und die gesamte Infrastruktur war vernichtet. Darüber hinaus fanden die Heimkehrer kaum mehr Vieh vor, das ihnen den Neustart hätte erleichtern können. Dank der Hilfeleistungen der belgischen Behörden konnten die schlimmsten Nöte überbrückt werden. Es wurden notdürftige Baracken für die Bevölkerung gebaut. Erst als ab dem Jahr 1947 die ersten Kriegsentschädigungen eintrafen, konnte man sich langsam wieder eine Existenz aufbauen.

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9. Auf dem Weg zur Anerkennung

Erst vor diesem Hintergrund erscheinen die Rechte, die den Deutschsprachigen als belgische Minderheit heute zugestanden werden, im angemessenen Licht. Der Weg von sogenannten „Inciviques“ zu einer den beiden großen Sprachgruppen in allen Belangen gleichgestellten Gemeinschaft war lang und steinig. 1970 wurde Belgien in drei Regionen und drei Gemeinschaften aufgeteilt, d.h. erst ab diesem Jahr gab es in Belgien offiziell eine Gruppe deutschsprachiger Einwohner, deren Kultur und Sprache nun geschützt wurde.

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