3. Wechselnde Herrschaften

Im 18. Jahrhundert begann, nachdem Rocherath mit dem Herzogtum Luxemburg 150 Jahre lang zu den Spanischen Niederlanden gehört hatte, die Herrschaft durch die Österreicher (1713 bis 1792/94). Diese Jahre sind im Allgemeinen als friedvolle Zeit der wirtschaftlichen Blüte empfunden worden. Die Verwaltung wurde gestrafft und es wurde eine allgemeine Steuerpflicht eingeführt, die gleichzeitig mehr steuerliche Gerechtigkeit verschaffte. Trotzdem lebten unsere Vorfahren damals – an heutigen Maßstäben gemessen – in bitterer Armut.

Ungefähr 13 % des umgebenden Lands wurde für den Ackerbau genutzt, fast ausschließlich für die Kultivierung von Roggen, Hafer und Kartoffeln; letztere wurden Mitte des 18. Jahrhunderts zum Hauptnahrungsmittel der Bevölkerung. Es gab noch keinen Kunstdünger, und so war der Boden nach einer Roggen- und 3-4 hierauf folgenden Haferernten bereits dermaßen ausgelaugt, dass er 15 bis 20 Jahre lang brach liegen musste!

Nicht zuletzt deshalb suchten und fanden viele Menschen eine Einnahmequelle in den umliegenden Waldungen, deren Nutzbarmachung die Dorfbewohner im 18. Jahrhundert den verschiedenen Besitzern streitig machten. Dies gilt vor allen Dingen für den „Dreiherrenwald“, der den Herren von Oranien-Nassau, Arenberg und Kurtrier gemeinsam gehörte: Im Jahre 1788 konnten die Bewohner von Rocherath, Krinkelt und Mürringen ihnen 2/3 der Besitz- und Nutzungsrechte abringen.

Mit dem Einmarsch der Franzosen 1794 endete das Ancien Régime. Alte Traditionen und Gewohnheiten wurden radikal abgeschafft. Das alte feudalherrschaftliche System wurde durch eine rationelle, zentralisierte Verwaltung ersetzt. Das religiöse Leben wurde in den ersten Jahren des Revolutionsregimes der Verfolgung ausgesetzt. Auch die Einführung eines allgemeinen Kriegsdienstes stieß bei den Menschen auf großen Widerstand. Viele neue Gesetze aber, deren Nutzen von der Bevölkerung zunächst nicht erkannt wurde, sollten den Weg in ein neues Zeitalter ebnen.

Die französische Herrschaft währte nur 20 Jahre. Nach Napoleons Verbannung beschloss der Wiener Kongress 1815 eine tiefgreifende Neuordnung der europäischen Landkarte, wodurch unser Gebiet dem preußischen Königreich zugeschlagen wurde. Nach der als Fremdherrschaft und Besatzung empfundenen Franzosenzeit fanden sich unsere Vorfahren schnell mit den neuen Gegebenheiten ab. Die neuen Machthaber führten bald eine Schulpflicht und den regelmäßigen Schulbesuch ein. Dies bis dahin der Kirche überlassene Unterweisung der Kinder und Jugendlichen unterstand mehr und mehr der Kontrolle des Staates. So wurde in Rocherath-Krinkelt 1834 der erste Schulbau errichtet und 1848 der erste ausgebildete Lehrer eingestellt. Schule und Kirche setzten sich in der Folge gemeinsam für eine vaterländische Begeisterung der Bevölkerung ein. Vor allem seit dem siegreichen Krieg Preußens gegen Frankreich und der Reichsgründung 1871 beteiligten sich alle Seiten an patriotischen Feiern wie „Kaisers Geburtstag“ oder dem Sendantag.