Modell der heutigen Pfarrkirche

2. Betrachtung des neuen Kirchenbaus

Nach nur 1½ Jahren Bauzeit war die neue Kirche so weit, ihrer Bestimmung übergeben zu werden. Die Baukosten sind später mit 12.202.335 F angegeben worden1 (ohne Berücksichtigung der bereits im April 1952 gelieferten und 181.104 F teuren 2 neuen Glocken2, des Mobiliars und der erst 1963 für 707.742 F hergestellten Kirchenfenstern3).

Modell der heitigen Pfarrkirche (Eine Arbeit von Marcel Palm)

 

Im Vorfeld der Einweihung schrieb das Grenz-Echo4:

“Wie dank der Kriegsschäden-hilfe des Staates jetzt [in Rocherath-Krinkelt] überall stattliche moderne Wohnhäuser stehen, ein schmuckes Gemeindehaus und schönes helles Schulgebäude, so ist auch die in Ruinen liegende Kirche in einer Form neu entstanden, die sie zu einem Gotteshause macht, in dem das religiöse Empfinden unserer Zeit weit stärker zum Ausdruck kommt […].”

Man spüre eine

“zur Verinnerlichung führende Weihe, die von den ruhigen Wandflächen der basilikalen Halle ausstrahlt, die ihren Abschluß in einem breiten, von buntem Licht durchfluteten Chor findet. Ein wie ein italienischer Campanile frei stehender Turm bewacht die von einem mächtigen Bildnis des Patrons, des hl. Johannes des Täufers, beherrschten Front, vor der breit hingelagerten Kirchenhalle.”

Weiter lesen wir:

“Die nach den Plänen der Vervierser Architekten Marchot und Busch gebaute Kirche ist im ganzen etwa 50 m lang, wobei 40 m auf Schiff und Chor entfallen. Sie bildet eine Basilika mit innerer Flachdecke, die den Raum frei überspannt, nur durch einige Pfeiler aus Naturstein gestützt. Als Baumaterial wurde der Kalkstein von Gdoumont ver­wendet, der sich durch Wetterbeständigkeit auszeichnet. Die gesamte Auffassung ist durchaus modern mit Anklängen an den romanischen Stil mit seinen breiten ungegliederten Wandflächen. Die Fenster sind entsprechend klein gehalten, wie es auch den klimatischen Bedingungen auf der rauhen Hochfläche am besten entspricht. Die aufgehende Wand des nur wenig vorragenden Querschiffs wird durch eine große Radrosette in klarer, einfacher Gliederung unterbrochen. Dadurch und [durch] die verglaste Eingangstüre erhält die weite Kirchenhalle eine überraschende Helligkeit.

Dem geradlinig gemauerten Chorabschluss sind drei Nischenbogen vorgeblendet, die wie Eingänge zu Apsiden5 wirken und Bewegung in den unteren Wandabschluß bringen, über dem als Schmuck sich ein monumentales Fresko einer Kreuzigung hinzieht, ein Werk des Künstlers Griesenbrock aus Vaals. Die von Blank in Raeren ausgeführte Verglasung in lebhaft gefärbtem Buntglas gibt ein sehr lebendig spielendes irisierendes Licht, da den strengen Charakter der Architektur mildert.6

Die Kanzel, die Kommunionbank und der Kreuzweg sind in Keramik ausgeführt. Stark farbige, konzentriert gehaltene Gruppen heben sich vom einfarbig hellen Hintergrund ab und ergeben mit ihrer glänzenden Glasur sehr lebhafte Effekte. Die Modellierung der einzelnen Gestalten ist bewußt primitiv und tritt hinter ihrer hervorstechenden Farbwirkung zurück, wie es zum Charakter des ganzen Raumes am besten paßt. Entwürfe und Ausführung stammen von dem Keramiker Pirlot in Lüttich.7

Von der gegenwärtigen Einrichtung der Kirche8 ist noch der einfach blockartig gehaltene Altar und ein großes Muttergottesbild in Sgrafitto-Technik zu erwähnen, das über der ebenfalls buntverglasten Eingangstüre thront.

Mit der Kirche nur durch [einen] Bogen lose verbunden erhebt sich das 20 m hohe Mauerwerk eines isoliert stehenden Glockenturms, dessen Hahn etwa 30 m hoch in die Lüfte ragt. Er trägt die Uhren, deren Ziffern auf der Steinwand selber ohne besonderes Blatt angebracht sind, und schließt nach oben mit einer doppelten Galerie ab. Der Turm flankiert einen geräumigen, mit großen Steinplatten belegten, in seiner Einfachheit ungemein monumental wirkenden erhöhten Vorhof, von dem der Blick auf die 6 m hohe Statue des Kirchenpatrons, des hl. Johannes des Täufers, fällt, die in streng vereinfachten Formen aus der Giebelfront vortritt, ein Werk des Bildhauers Louis Gérard aus Polleur.

Eine vorspringende kleine Taufkapelle an der Südecke bildet die einzige bauliche Zutat an der glatten wuchtigen Fassade mit ihren drei Rundbogen-Eingängen, über die sich nach uralter Tradition eine Galerie von 5 Fenstern mit glatten Laibungen hinzieht. Allein kleinlicher und ablenkender Schmuck und nicht notwendige Gesimse wurden bei Seite gelassen, um die großen Linien des Aufbaus nicht zu verdecken und ihre eigene eindringlich machtvolle Sprache reden zu lassen. […]

Das Sakristeigebäude schließt sich an das Chor an. Hinter der Kirche erhebt sich eine imposante Lourdesgrotte9 mit der Gestalt der Muttergottes in einer Höhlung des Felsens und der knienden Bernadette, sowie einem Marienaltar. Das für den kleinen Ort großartige Zeugnis der Marienverehrung wird bei fortschreitender Patinierung des Gesteins noch wesentlich an Stimmungskraft und Ausdruck gewinnen.”

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